Dharana

Konzentration als Schlüssel zur inneren Stärke

Dharana ist die sechste Stufe im achtgliedrigen Yoga-Pfad nach Patanjali und bedeutet „Festhalten des Geistes an einem Punkt“. Nachdem Du in Asana Körper und in Pranayama Atem zentriert hast und mit Pratyahara Deine Sinne zurückgezogen hast, führt Dharana Dein Bewusstsein in den Fokus. In einer Welt voller Ablenkungen schenkt Dharana Dir die Fähigkeit, Deine Aufmerksamkeit zu bündeln, Gedankenstürme zu unterbrechen und mit klarem Geist zu handeln.

Warum Dharana so wichtig ist

In Zeiten permanenter Reizüberflutung und Multitasking-Pflichten ist die Fähigkeit zur Konzentration heute wertvoller denn je. Dharana schult genau diese innere Muskulatur:

  • Stressreduktion
    Wenn Du lernst, Deinen Geist auf einen Punkt zu richten, werden unruhige Gedanken weniger laut. Schon wenige Minuten Dharana täglich senken nachweislich das Stresslevel und schaffen mentale Entlastung.

  • Effizienz & Kreativität
    Ein fokussierter Geist arbeitet schneller und präziser. In Phasen tiefer Konzentration können kreative Ideen leichter aufsteigen – gleich ob beim Schreiben, Musizieren oder Problemlösen.

  • Grundlage für Meditation
    Dharana ist das Sprungbrett in die meditative Versenkung (Dhyana). Gelingt es Dir, Deinen Geist an einem Mantra, einem Bild oder Deinem Atem zu halten, dann öffnet sich der Raum für echte Stille und innere Freiheit.


Praktische Übungen für Dharana

1. Trataka – Blick auf die Kerzenflamme

  • Vorbereiten: Zünde eine Kerze in Augenhöhe an und setze Dich eine Armlänge von der Kerze entfernt hin.

  • Üben: Fokussiere Deinen Blick so lange Du kannst ohne zu blinzeln auf die Flamme.

  • Nachspüren: Schließe die Augen und halte das innere Bild der Flamme, bis es verblasst.

2. Atemfokus

  • Vorbereiten: Suche Dir einen ruhigen Platz und nimm eine bequeme Sitzhaltung ein.

  • Üben: Richte Deine gesamte Aufmerksamkeit auf den natürlichen Atem – spüre, wie er in Bauch oder Brust fließt. Lässt Du Dich ablenken, bringst Du die Achtsamkeit sanft zurück.

3. Mantra-Konzentration

  • Vorbereiten: Wähle ein kurzes Mantra, etwa „So-Ham“ oder „Om“.

  • Üben: Wiederhole es in Gedanken synchron mit Ein- und Ausatmung. Spüre die Vibration in Deinem Körper und halte den Geist ausschließlich bei den Silben.

4. Alltags-Dharana

  • Achtsames Gehen: Konzentriere Dich bei langsamen Schritten auf jeden Fußabdruck und den Kontakt zum Boden.

  • Ein-Punkt-Zeit: Lege Dein Handy beiseite und schaue bewusst 2 Minuten eine Stelle im Raum an – etwa einen Baum oder ein Bild.


Dharana – Konzentration als Gegenmittel zur Reizüberflutung

In einer Welt, in der Tablets blinken, Smartphones vibrieren und soziale Netzwerke uns pausenlos lenken, wirkt Dharana wie ein sicherer Hafen für den unruhigen Geist. Während Pratyahara den Strom äußerer Reize drosselt und uns innerlich abschirmt, ist Dharana der nächste Schritt: Wir nutzen diesen gewonnene Freiraum, um unsere Aufmerksamkeit gezielt auf einen einzigen Punkt zu richten und somit echte mentale Kraft aufzubauen.

Dharana ist nicht nur Meditation „light“ – es ist das Fitnessprogramm für den Geist, das uns lehrt:

  • Resilienz gegen Ablenkung zu entwickeln: Wer seinen Geist darauf trainiert, trotz Störgeräuschen und Alltagsstress bei einem Fokusobjekt zu bleiben, wird in Meetings, Prüfungen oder kreativen Phasen gelassener reagieren.

  • Kognitive Effizienz zu steigern: Konzentration wie ein Laserstrahl ermöglicht es, komplexe Aufgaben schneller und präziser zu lösen, weil weniger mentale Energie in Abschweifungen verloren geht.

  • Der Vorbereitung für tiefere Meditation (Dhyana): Dharana wirkt wie ein Trichter, der den Geist bündelt, sodass er mühelos in den Fluss meditativen Bewusstseins gleiten kann.

Der Unterschied zu Pratyahara liegt in der Richtung der Aufmerksamkeit:

  • Pratyahara schirmt uns nach außen ab, indem wir äußere Sinnesreize bewusst ausblenden und so den Geist ungestört werden lassen.

  • Dharana setzt genau dort an und leitet unseren nun ruhigen Geist auf ein inneres oder äußeres Fokusobjekt, um die Konzentration Schritt für Schritt zu schärfen.

Indem Du täglich auch nur 5–10 Minuten Dharana praktizierst – sei es über Trataka, Atemfokus oder ein kurzes Mantra – schenkst Du Deinem Geist eine Pause von der Dauerberieselung. Du stärkst Deine innere Stabilität, findest kreative Lösungen schneller und bereitest Dich zugleich auf tiefere meditative Zustände vor. In dieser Balance zwischen Ruhe (Pratyahara) und Fokus (Dharana) liegt der Schlüssel zu nachhaltigem Wohlbefinden in unserer hektischen Zeit.

Gönn Dir diese bewusste Konsolidierung Deiner Aufmerksamkeit – Dein Gehirn, Dein Herz und Deine Seele werden es Dir danken.